Die Geschäftsfeldrechnung als strategisches Steuerungsinstrument

In der zunehmend komplexen Bankenwelt sind Transparenz, Effizienz und eine klare strategische Ausrichtung entscheidende Erfolgsfaktoren. Die Geschäftsfeldrechnung (GFR) ist dabei weit mehr als ein reines Reporting-Tool: Sie ist der Kompass moderner Banksteuerung und liefert fundierte Einblicke in die wirtschaftliche Leistung einzelner Geschäftseinheiten.

Die GFR macht Erträge und Aufwendungen nachvollziehbar, ermöglicht Soll-Ist-Vergleiche und zeigt Entwicklungstrends über die Zeit. So schafft sie die Grundlage für fundierte Steuerungsentscheidungen.

Ihren wahren Mehrwert entfaltet die GFR jedoch erst durch eine enge Verzahnung mit der strategischen Planung: Nur wenn Planung, Forecast, operative Steuerung und Reporting auf gemeinsamen Strukturen basieren, bietet die Geschäftsfeldrechnung eine nachhaltige, steuerungsrelevante Sicht auf die Geschäftsfelder. Dies sichert echte Entscheidungsqualität, eine zielgerichtete Ressourcenallokation und eine feste Verankerung im Steuerungskreislauf der Bank.

Die Geschäftsfeldrechnung im regulatorischen Kontext

Auch aus regulatorischer Sicht gewinnt die GFR an Bedeutung: Die Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) verpflichten Banken zu einer regelmäßigen Analyse der Tragfähigkeit ihres Geschäftsmodells und das über einen mehrjährigen Zeithorizont.

Im Rahmen des Supervisory Review and Evaluation Process (SREP) bewerten Aufsicht und Institut umfassend die Risikosituation und strategische Ausrichtung der Bank. Neben ICAAP und ILAAP nimmt die Geschäftsmodellanalyse eine zentrale Rolle ein – insbesondere in qualitativer Hinsicht. Hierfür ist ein konsistenter und nachvollziehbarer Bewertungsprozess unerlässlich.

Die GFR liefert entscheidende Impulse für die Geschäftsmodellanalyse, etwa durch:

  • Die detaillierte Abbildung und Analyse der Ertragsstruktur
  • Den Nachweis wirtschaftlicher Tragfähigkeit einzelner Geschäftsfelder
  • Die Identifikation nicht nachhaltiger oder verlustreicher Geschäftsbereiche
  • Die Stärkung der Governance durch eine transparente Steuerungsarchitektur

Was eine zukunftsfähige Geschäftsfeldrechnung wirklich braucht

Die Geschäftsfeldrechnung ist der Enabler einer integrierten, strategisch ausgerichteten Steuerung. Dafür sind aus fachlicher Sicht sechs zentrale Elemente essenziell:

Klar definierte und flexible Geschäftslogik

Die Geschäftsfeldstruktur sollte verständlich, stabil und steuerungsrelevant sein, aber auch flexibel auf neue Geschäftsmodelle oder organisatorische Veränderungen reagieren können. Eine modulare und hierarchisch aufgebaute Struktur erleichtert Anpassungen ohne Systembrüche.

Verursachungsgerechte Ergebniszuordnung

Eine transparente Verteilung von Kosten und Erträgen, insbesondere bei Querschnittsleistungen oder Personalkosten mit Mehrfachzuordnungen, ist unerlässlich. Standardisierte Umlageschlüssel und tätigkeitsbasierte Aufteilungen helfen bei einer nachvollziehbaren Zuordnung.

Standardisierte Steuerungskennzahlen

Einheitlich definierte KPIs – etwa Ergebnisbeitrag, Deckungsbeitrag oder Kosten-Ertrags-Relation – schaffen Vergleichbarkeit und Transparenz auf Geschäftsfeldebene. Eine zentrale Definitionen und IT-gestützte Berechnung sichern die Konsistenz über alle Ebenen.

Organisatorische Verankerung & Akzeptanz

Klare Verantwortlichkeiten und Einbindung in die Steuerungskultur der Bank verhindern, dass die GFR zur reinen Controlling-Aufgabe verkommt. Interdisziplinäre Steuerungskreise und gezielte Kommunikation fördern das Verständnis und Nutzung.

Regulatorische Einbindung & Governance-Funktion

Die GFR sollte systematisch in regulatorische Prozesse integriert sein, insbesondere in die Geschäftsmodellanalyse nach MaRisk und SREP, um die Governance zu stärken und als Pfeiler der Aufsichts- und Strategiekommunikation zu dienen. Klare Verknüpfungen zur regulatorischen Berichterstattung und regelmäßige Reviews stärken die Akzeptanz.

Verzahnung mit der strategischen Planung

Durch eine Verzahnung der GFR mit der Mehrjahresplanung, dem Forecasting und der operativen Steuerung lassen sich Abweichungen erklären, Steuerungsmaßnahmen ableiten und strategische Ziele verfolgen. So wird die GFR nicht isoliert im Reporting geführt, sondern direkt in Strategie- und Aufsichtsprozesse eingebettet – ein entscheidender Faktor für einen transparenten und nachvollziehbaren Dialog mit der Aufsicht und eine gute Bewertung im SREP.

So wird die Geschäftsfeldrechnung methodisch korrekt aufgesetzt und zugleich strategisch wirksam, als zentrales Instrument zur Bewertung, Steuerung und Weiterentwicklung des Geschäftsmodells.

Typische Hürden in der Umsetzung

In der Praxis stellen sich bei der Einführung oder Weiterentwicklung der GFR häufig ähnliche Hürden dar:

  • Strukturbrüche zwischen Planung und Reporting: Unterschiedliche Strukturen (z. B. abweichende Produkt- oder Profitcenter-Gliederungen) erschweren eine durchgängige Steuerung.
  • Schwierige Zuordnung von Kosten und Erträgen: IT-Kosten, Sachaufwendungen oder Erträge aus zentralen Einheiten lassen sich oft nur schwer verursachungsgerecht einem Geschäftsfeld zuordnen.
  • Mehrfachrollen von Mitarbeitenden: Personen mit Tätigkeiten in mehreren Geschäftsfeldern (z. B. Service-Springer) stellen eine Herausforderung für die korrekte Personalkostenzuordnung dar.
  • System- und Datenbrüche: Inkonsistente Datenquellen in Planung, Ist und Forecast führen zu hohem Abstimmungsaufwand – insbesondere ohne integrierte IT-Unterstützung.

Fazit: GFR als Brücke zwischen Strategie, Planung und Aufsicht

Die Geschäftsfeldrechnung ist kein Selbstzweck – sie ist ein zentrales Bindeglied zwischen operativer Steuerung, strategischer Planung und regulatorischer Bewertung. Sie ermöglicht es:

  • die Rentabilität einzelner Geschäftsfelder systematisch zu analysieren,
  • Optimierungspotenziale aufzudecken,
  • die Tragfähigkeit des Geschäftsmodells nachzuweisen,
  • und die Zukunftsfähigkeit der Bank datenbasiert zu gestalten.

Wer die Geschäftsfeldrechnung konsequent als strategisches Steuerungsinstrument nutzt, schafft nicht nur Transparenz, sondern die Grundlage für nachhaltigen Erfolg in einer sich ständig verändernden Bankenwelt.

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